Wie vermehren sich Quallen? Die Fortpflanzung der Quallen ist kompliziert und nicht in wenigen Worten zu erklären... Das liegt vor allem daran, dass alle Arten von Quallen jeweils in zwei komplett verschiedenen Lebensformen daherkommen.
Kompassquallen
Zum einen ist das die sogenannte Quallen-Meduse. Die kennen wir alle: Meist durchsichtig und im Wasser praktisch unsichtbar, treibt das gallertige Tier durch die Hochsee. Quallen sind perfekt an die strukturlose Welt des offenen Meeres angepasst. Nur zufällig verirren sie sich an die Küste, wo das Gift ihrer nesselnden Tentakel stechende Schmerzen an badenden Beinen oder schnorchelnden Bäuchen der Menschen verursachen.
Quallen-Medusen nutzen Meeresströmungen, um sich in entfernte Gebiete verdriften zu lassen, und sie scheinen dabei kaum Energie zu verbrauchen. Ja, es gibt sogar Quallenarten, die unter ihrer Haut einzellige Algen beherbergen, die ihnen über Photosynthese Energie liefern können. Driftenden Solaranlagen gleich.
Junge Spiegelei-Qualle
Quallen-Medusen sind hocheffiziente Jäger auf der Suche nach kleiner Beute. Meist sind dies Kleinkrebse oder Fisch-, Wurm- oder Muschellarven, die als Teil der weltumspannenden Lebensgemeinschaft, des Planktons, ein Leben im endlosen Blau führen. Die Frage ist nur: Wie vermehren sich Quallen denn nun?
Die Fortpflanzung der Quallen läuft über einen Generationswechsel von asexuellem Polyp und sexueller Meduse
Die meisten Quallenarten sind getrennt geschlechtlich, es gibt also Männchen und Weibchen. Andere Arten sind jedoch zwittrig. Die Medusen geben ihre Eier und Spermien direkt ins umgebende Wasser ab. Aus den befruchteten Eiern entsteht eine mikroskopische Larve – die Planula. Diese sinkt bald zu Boden. Wenn sie Glück hat, behagt ihr der neue Untergrund und sie wandelt sich in einer Metamorphose um zur zweiten Quallen-Lebensform, dem Polypen.
Polypen der Mangrovenqualle
Der Quallenpolyp ist in allem das Gegenteil der Meduse: Er treibt nicht elegant durchs Meer, sondern lebt festgewachsen auf dem Meeresgrund, er hat keine Geschlechtsorgane und kann sich nur asexuell fortpflanzen. Aber DAS kann er gut! Passt ihm sein Umfeld, dann bildet er Ausläufer oder spaltet sich, er produziert massenhaft Klone seiner selbst.
Er hat nun bloss ein Problem: Er kommt nicht vom Fleck. Seine Klon-Geschwister werden immer mehr, sie leben in seiner unmittelbaren Umgebung und mit der Zeit konkurrenzieren sie ihn. Unter bestimmten Bedingungen – wenn die Lebensumstände entweder optimal oder ganz schlecht sind – bildet der Polyp ganz spezielle «Knospen» aus, die sich vom Polypen ablösen und als wenige Millimeter grosse Larven – den Ephyren – von den Strömungen wegtragen lassen. Aus den Ephyren wachsen über die Wochen und Monate Quallen-Medusen heran. Fertig ist der Generationswechsel der Quallen.
Gefressen werden Quallen eigentlich nur von einigen Fischarten und von Meeresschildkröten, deren Leibspeise sie sind. Quallen gibt’s in allen Grössen: vom zwei Millimeter-Winzling bis zum Ein-Tönner mit 2,40 Meter Durchmesser.
4 Kommentare
Genau, es ist fast wie bei uns :-).
Pro Ei bildet sich eine Larve und ev ein Junges. Aber es sind sehr viele (tausende) Eier.
Ich verbringe heute grad den Abschiedstag in Korsika. Morgen gehts auf die Fähre.
Heute hat es viele Leuchtquallen. Kein Badetag. Ich habe über diese wunderschönen Wesen gegooglet und da stand, sie würden das Ploypenstadium überspringen. Wie kann ich mir ihre Fortpflanzung vorstellen?
Liebe Grüsse Heidi (mit dem Akkordeon)
Ja, das ist bei den Leuchtquallen etwas speziell: Sie sind - wie andere Quallen - getrennt geschlechtlich, und Männchen wie Weibchen geben die Geschlechtsprodukte (Eier und Spermien) direkt ins offene Meer ab. Daraus entwickelt sich eine winzige bewimperte Planula-Larve, die als Planktonwesen dahintreibt… soweit ist alles ganz normal. Aus dieser Planula entwickelt sich nun aber nicht ein am Boden festsitzender asexueller Polyp, der Quallenknospen (Ephyrae) abschnürt, sondern direkt eine Ephyra-Larve (Ephyren werden normalerweise von den Polypen gebildet). Aus der Ephyra entwickelt sich über mehrere Wochen eine Jungqualle. Man könnte auch einfach sagen, dass die Leuchtqualle keinen echten Generationswechsel macht, wie das bei Quallen sonst üblich ist. Vielleicht liegt es daran, dass die Pelagia noctiluca in der Hochsee lebt (ausser sie hat gerade das Pech, an einen Strand gespült zu werden), und dort hat’s für einen Polypen kaum Gelegenheiten, sich an hartem Untergrund festzumachen.
Ganz schönen letzten Korsikatag!
Thomas
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